Delfinmassaker im Golf von Biskaya
![](https://www.delphinschutz.org/wp-content/uploads/2019/04/todfundfr1.jpg)
EU leitet Vertragsverletzungsverfahren gegen Frankreich ein
Jedes Jahr findet im Golf von Biskaya ein unglaubliches Delfinmassaker statt. Französische, spanische und portugiesische Fischer töten mit ihren Schleppnetzen zehntausende der hier lebenden Gemeinen Delfine. Besonders in der Zeit von Dezember bis März. Dann ist Hochsaison. Allein in den letzten beiden Jahren starben im Nordostatlantik mehr als 18.500 Meeressäuger als Beifang. In den letzten 30 Jahren sollen es mindestens 90.000 gewesen sein. Wenn dann auflandige Winde die toten Tiere an die Strände treiben, fehlt vielen die Schwanzflosse. Fischer verstümmeln die ertrunkenen Delfine beim Versuch, sie aus den Netzen zu schneiden.
Frankreich und Spanien ignorieren wissenschaftliche Empfehlungen
Wissenschaftler des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) sehen die hohen Beifangzahlen als Hauptbedrohung für die Delfinpopulation im Golf von Biskaya. Sie fordern die Schließung der ursächlich verantwortlichen Fischereien vom 1. Dezember 2020 bis zum 31. März 2021. Doch nichts geschieht.
Damit kommen weder Frankreich noch Spanien ihren gesetzlichen Verpflichtungen zum Schutz von Meeressäugern nach. Zwar hat die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren wegen Verstoßes gegen die EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie eingeleitet, doch das kann dauern.
So viel Zeit haben die von der EU eigentlich streng geschützten Delfine nicht.
Sofortige Maßnahmen gegen Delfinmassaker im Golf von Biskaya?
Die EU-Kommission forderte Frankreich auf, gemeinsame Empfehlungen mit Spanien und Portugal zum Schutz der Gemeinen Delfine vorzulegen. Denn deren Fischereien verursachen im Golf von Biskaya ebenfalls hohe Beifänge. Doch es zeigt sich, dass der gemeinsame Vorschlag nicht ausreicht.
Er berücksichtigt nicht die Empfehlungen der ICES-Wissenschaftler. Und die französische Ministerin, Annick Girardin, weigert sich, Fischereien im Falle eines Anstiegs von Delfinbeifängen zu schließen.
So bleibt die EU-Kommission die einzige Hoffnung, dass den bald beginnenden Delfinmassakern im Golf von Biskaya doch noch Einhalt geboten werden kann. Sie könnte im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik Sofortmaßnahmen ergreifen, um die betreffenden Fischereien in diesem Winter vorübergehend zu schließen.
Die GRD dokumentierte als erste deutsche Delfinschutzorganisation bereits 1997 die Delfinmassker im Golf von Biskaya. Seitdem fordern wir – wie andere Organisationen aus ganz Europa auch – von der EU-Kommission, ihren Worten endlich Taten folgen zu lassen.
Denn bereits Anfang des Jahres versprach EU-Fischereikommissar Virginijus Sinkevičius, in dieser Angelegenheit tätig zu werden.
Weitere Artikel
Vor Mallorca: Delfinmutter trauert um verstorbenes Jungtier
Zu Wochenanfang sind mehrere Videos in den sozialen Medien aufgetaucht, die ein offensichtlich totes Jungtier in der Bucht von Santa Ponça zeigen. In diesen Aufnahmen ist zu sehen, wie ein erwachsener Delfin das tote Jungtier immer wieder mit seiner Schnauze anstupst. Diese Geste wurde zunächst als Versuch einer Wiederbelebung gedeutet, ist aber vielmehr Bestandteil eines ausgeprägten Trauerverhaltens. Derartige Verhaltensweisen, die an menschliche Trauerreaktionen erinnern, wurden bei Delfinen schon mehrfach dokumentiert.
weiterlesenUpdate zum Delfin-Massaker auf den Färöer-Inseln
Das Abschlachten von 1428 Weißseitendelfinen auf den Färöer-Inseln hat 2021 weltweit große Empörung hervorgerufen. Wie reagieren die Färinger auf die Kritik? Gibt es ein Umdenken seitens der Politik? Und welche Aktionen wurden hierzulande gestartet, um gegen Grinds zu protestieren? Auf dieser Seite, die regelmäßig aktualisiert wird, geben wir einen Überblick.
weiterlesenSchädliche Schallattacken: Vergrämungsgeräte von Aquakulturen bedrohen Schweinswale und andere Meeressäuger
Um die Nachfrage nach Fisch, Muscheln und anderen „Meeresfrüchten“ zu befriedigen, werden diese weltweit in Aquakulturen gezüchtet. Zum Schutz vor „Plünderung“ durch Schweinswale oder Robben kommen akustische Vergrämungsgeräte zum Einsatz, die allerdings erheblichen Unterwasserlärm verursachen. Die Folgen sind weitreichend und äußerst negativ für die Meeressäuger, wie eine kürzlich vor Schottlands Küste durchgeführte Studie zeigt.
weiterlesen