Delfin mit Prothese: Die Asche von „Winter“ wurde dem Meer übergeben

von | 17. Januar 2022 | News - Delfine

Schweinswal-Massenstreicheln in der Ostsee bei Grömitz

Zu Ehren von „Winter“ wurde eine Abschiedszeremonie im Golf von Mexiko organisiert

Zwei Monate nach dem Tod von „Winter“ haben das Clearwater Marine Aquarium sowie zahlreiche Delfinfreunde in der vergangenen Woche Abschied von dem bekannten Meeressäuger genommen. Die Zeremonie auf See war für viele Anwesende sehr ergreifend. Derweil hat das Delfinarium mit „Apollo“ einen Neuzugang gemeldet – ebenfalls mit Handicap.

„Winter“ war 16 Jahre alt, als sie am 11. November 2021 im Clearwater Marine Aquarium (Florida) an einer Magen-Darm-Erkrankung starb. Die Delfindame erlangte weltweite Bekanntheit, als ihr nach dem Verlust der Fluke durch eine Krabbenfalle als erstem Meeressäuger der Welt erfolgreich eine Prothese angelegt wurde. Fortan fungierte sie als Quell der Inspiration und Motivation für hunderte amputierte Menschen; durch die Verfilmung ihres Schicksals avancierte sie überdies zum Kinostar.
(Lesetipp: Großer Tümmler mit Prothese: Das berühmte Delfinweibchen „Winter“ ist tot)

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Das Clearwater Marine Aquarium organisierte am 13. Januar eine Zeremonie im Golf von Mexiko, um Abschied von „Winter“ zu nehmen. Die Veranstaltung begann mit einem Überflug eines Transportflugzeugs der US-Küstenwache, gefolgt von einem Gedicht. In einer Urne aus Himalaya-Meersalz wurde Winters‘ Asche von ihrem Pflegeteam dem Meer übergeben. Von einem Beiboot aus wurden Blumen in den Golf von Mexiko geworfen. „‘Winter‘ in ihr natürliches Zuhause zurückbringen zu können, war das beste Gefühl der Welt”, sagte eine Vertreterin des Delfinariums.

Mit „Apollo“ hat das Delfinarium jüngst einen Neuzugang gemeldet. Den zweijährigen Delfin, der nach dem Ort seiner Rettung an Floridas Space Coast benannt ist, fand man am 15. Mai gestrandet – ca. 30 Kilometer von jener Stelle entfernt, an dem „Winter“ 2005 gerettet wurde. „Apollo“ wurde zur Rehabilitation zunächst ins SeaWorld Orlando gebracht. Den Behörden zufolge war er abgemagert und hatte sichtbare Parasiten an seiner Rückenflosse, den Brustflossen und der Fluke.

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Nach fast sieben Monaten intensiver Behandlung verbesserte sich Apollos Gesundheitszustand und es wurde erwartet, es sah so aus, als ob er sich vollständig erholen und in seine natürliche Umgebung zurückkehren würde. Ein Hörtest ergab jedoch, dass der Delfin an einem atypischen Hörverlust leidet, der seine Fähigkeit zur Echoortung beeinträchtigt.

Statt im Ozean wird der Große Tümmler den Rest seines Lebens nun in den Becken des Clearwater Marine Aquarium verbringen. In US-Medien wurde bereits geschrieben, dass „Apollo“ dort das Erbe von „Winter“ antreten könnte.

Fotos: Clearwater Marine Aquarium

Wir wollten von euch wissen: Inwieweit sollten Menschen in den Lauf der Natur eingreifen? Wann ist es richtig, wildlebende Tiere mit Handicap in die eigene Obhut zu übernehmen – mitunter für den Rest ihres Lebens?

Das sind eure Reaktionen:

„Ich denke, dass wir Menschen uns nicht zu sehr einmischen sollten. Die Tiere leben in einem engen familiären Sozialgeflecht, welches wir nur erahnen können. Deshalb würde ich Apollo die Freiheit genießen lassen. Woher nehmen wir uns das Recht über das Tier zu entscheiden, ob es mit dem Handicap in freier Natur klar kommen würde. Ihm die Freiheit aus dem natürlichen Lebensraum zu entziehen fühlt sich für mich nach der schlechteren Alternative an. Zudem können Tiere wie Menschen auch ganz außergewöhnliche Leistungen vollbringen, wie z.b. Armamputierte dann mit den Füßen Klavier spielen. Aber wie gesagt, dass ist mein ganz eigenes Gefühl dazu.”
Dirk Heilenmann, per E-Mail 

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„Natürlich will man verletzten und in Schwierigkeiten befindlichen Tieren erst einmal helfen. Wenn man sie z. B. von einem Netz befreit und sie dann normal, alleine und wie bisher weiterleben können, finde ich das okay, bzw. ein Muss sie von diesem Netz zu befreien. Sie sind ja erst durch uns Menschen in diese Schwierigkeiten gekommen. Aber, wenn sie danach nicht mehr so leben können wie vorher, in ihrer natürlichen Umgebung, und nur noch vom Menschen abhängig sind, eingesperrt sind, dadurch auch gelangweilt sind, finde ich das nicht okay.”
prinzessintigerle, per Instagram

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„Ich finde es richtig ihn genommen zu haben denn egal ob Winter oder Apollo jeder Delfin hat das Recht auf leben in der Freiheit und das Recht die liebe zu bekommen die es braucht.”
Julian Palm, per Facebook

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„Hätten die Menschen vorher nicht in die Natur eingegriffen, wäre Winter nicht in die Situation gekommen. Vielleicht wäre sie in der Wildnis auch nicht mal 16 Jahre alt geworden, aber dann wäre es der Lauf der Dinge, so haben Menschen ihr Schicksal besiegelt und haben irgendwie die Pflicht diesen Tieren zu helfen. Der Mensch muss aufhören den Lebensraum der Tiere zu zerstören und damit alles aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das ist die einzige Diskussion, Delfinarien und co ist nur ein Ergebnis der Menschengemachten Zerstörung und unsäglichen Befriedigung der eigenen Wünsche und scheinbaren Bedürfnisse.”
cdbwinter, per Instagram

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„Ich bin strikt dagegen, dass ein Tier in Gefangenschaft gehalten wird. Wieviel Besorgnis um das Wohlergehen des Tümmlers wirklich dahintersteckt oder ob es nicht doch marktstrategische Überlegungen sind, mag jeder für sich beantworten. Meiner Ansicht nach wird man dem Tier in keinster Weise gerecht, wenn man es in Gefangenschaft hält, weil es eine Behinderung hat. Dadurch ist das Tier doppelt bestraft: durch die Behinderung und durch die Gefangenschaft.
Richtig, das Leben wird für Apollo gefährlicher. Aber lieber ein kurzes Leben in Freiheit, als ein langes SIechtum in einem Gefängnis. Es wäre nicht ungefährlich für Apollo, ja. Aber die Gefahr einer psychischen Erkrankung ist mindestens ebenso groß. Warum muss man einem Tier so etwas antun? Im übrigen wissen wir überhaupt nicht, wieviele Tiere es gibt, die mit Behinderungen in ihrem Envirement überleben können. Meine Meinung ist daher ganz klar: Kein Tier, ob behindert oder nicht, darf in Gefangenschaft gehalten werden.”
Gisa Bührer-Lucke, per E-Mail

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„Tiere sollten nicht im Zoo oder in Aquarium sein. Sie sollten in der Natur sein wo die Natur ihren Lauf nehmen kann.”
alishiafelicita123, per Instagram

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„Ich bin gegen Delfinshows. Aber sowas wie das CMA finde ich okay, da sie dort ordentlich gehalten werden. Und die gesunden Tiere werden wieder frei gelassen.”
terra_van_applecake, per Instagram

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