GRD-Geisternetz tourt durch Deutschland
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Aktion „Geisternetz on Tour“: Politik darf Geisternetz-Problematik nicht länger ignorieren
Geisternetze sind lautlose Killer, die unter Wasser weltweit Meeressäuger, Fische, Schildkröten und viele andere Tiere zu hunderttausenden töten. Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) hat bereits über zehn Tonnen dieser gefährlichen Altlasten der Fischerei aus der Ostsee geborgen – zuletzt am vergangenen Wochenende vor der Küste von Rügen. Ein Geisternetz aus dieser Bergungsaktion wird derzeit in einer außergewöhnlichen Maßnahme von Rügen nach München transportiert – per E-Lastenfahrrad! Mit dieser Aktion unterstreicht die GRD die Relevanz, entschieden gegen Geisternetze vorzugehen, und prangert gleichzeitig die jahrelange Untätigkeit der Politik an.
Aktion „Geisternetz on Tour“ gestartet
Am gestrigen Sonntag wurde ein von der GRD geborgenes Netz – ein über 30 Jahre altes Nylon-Schleppnetz aus DDR-Zeiten – in die Box des E-Lastenfahrrads verladen. In den darauffolgenden Tagen wird diese ehemals todbringende Altlast der Fischerei von GRD-Unterstützer Ralph Kilian quer durch die Republik transportiert. Einerseits, um auf die vielfältigen Gefahren der Geisternetze für die marine Artenvielfalt aufmerksam zu machen. Andererseits, um die Untätigkeit der Politik anzuprangern. Bis heute werden die Bergungsmissionen in Ost- und Nordsee vielerorts von NGOs und Taucher:innen durchgeführt. Und dies auf eigene Kosten bzw. durch Spenden finanziert.
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Während vor den Küsten unseres Landes Kegelrobben, Schweinswale, Dorsche oder Basstölpel jeden Tag aufs Neue qualvoll verenden, sehen die Bundesregierung und die Regierungen der Länder tatenlos zu und verlassen sich auf das ehrenamtliche Engagement von gemeinnützigen Organisationen wie der GRD. Lediglich Mecklenburg-Vorpommern unterstützt den WWF bei seinen Netzbergungen seit 2021 mit 200.000 Euro. Dies sei ein guter Anfang, schlussendlich aber ein Tropfen auf den heißen Stein, erklärt Diplom-Biologin Verena Platt-Till. Die GRD-Projektleiterin sieht es als Aufgabe von NGOs an, auf das Problem der Geisternetze und die unmittelbaren Folgen für die Ökosysteme und uns Menschen hinzuweisen und diese sichtbar zu machen. „Eine langfristige Lösung für diese Problematik zu finden, liegt allerdings in der Verantwortung der Politik, die konsequent handeln muss – und das bald“, so Verena Platt-Till.
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Am Freitag haben Taucher:innen das Geisternetz aus 30 Metern Tiefe geborgen. Anschließend …
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… wurde es getrocknet und im E-Lastenfahrrad von Ralph Kilian verstaut.
973 Kilometer, 9 Etappen, 1 Ziel: FÜR MEER LEBEN
Die Aktion „Geisternetz on Tour“ soll die vielen Problemfelder rund um die gefährlichen Altlasten der Fischerei sichtbar und für die Bevölkerung im wahrsten Sinne des Wortes anfassbar machen. Auf seinem Weg von Rügen gen Süden wird GRD-Unterstützer Ralph Kilian knapp 1.000 Kilometer zurücklegen, ehe er am 9. Oktober die bayerische Landeshauptstadt München erreicht. Jederzeit wird der selbstständige Handwerker, der sich für den Umweltschutz engagiert und u.a. seinen Transporter vor einigen Jahren gegen das E-Lastenrad eintauschte, auf seiner Tour Fragen beantworten. Auf der Agenda steht zudem am 4. Oktober ein Treffen mit 350 Schüler:innen der Sachsenwald Grundschule in Berlin, welche die GRD im Rahmen einer Schulversammlung eingeladen haben und das Geisternetz persönlich in Augenschein nehmen wollen.
Den Schlusspunkt bildet eine Veranstaltung in München am 9. Oktober 2023. Der GRD-Vorsitzende Sigmar Solbach und das gesamte Team werden Ralph Kilian und das Geisternetz in Empfang nehmen. Wie gefährlich sind Geisternetzbergungen? Wie groß ist die Gefahr für die marine Artenvielfalt aktuell? Was passiert mit dem Netzmaterial nach der Bergung? Diese Fragen werden im Rahmen der Veranstaltung beantwortet. Die Meeresschutzorganisation selbst setzt alles daran, gut erhaltene Netzteile upzucyclen – beispielsweise zu stylischen Armbändern. Realisiert wird dies zusammen mit einem Münchner Partnerunternehmen im Rahmen der Kampagne „FÜR MEER LEBEN“.
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GRD-Unterstützer Ralph Kilian am Endpunkt seiner ersten Etappe: Jarmen in Mecklenburg-Vorpommern
Auf einer täglich aktualisierten Website informiert die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) kontinuierlich über den Fortschritt der Tour. Dort finden Interessierte auch eine Spendenaktion, mittels der die Aktion “Geisternetz on Tour” unterstützt werden kann.
Massives Geisternetz-Knäuel in 30 Metern Tiefe
Bevor die Aktion „Geisternetz on Tour” am gestrigen Sonntag startete, bargen zwölf Taucher:innen unter der Leitung des Geisternetzexperten und Kooperationspartners der GRD, Wolfgang Frank, am Freitag und Samstag gefährliche Geisternetze vom Grund der Ostsee. Der Fokus lag hierbei auf einer ehemaligen Fahrwassertonne etwa acht Kilometer vor Rügen, an der sich in 30 Metern Tiefe zahlreiche Geisternetze verheddert und ein gigantisches Knäuel gebildet haben.
. Trotz intensiver Bemühungen aller Beteiligten gelang es an diesem Tag nicht, sämtliche Netze zu entfernen. Am Samstag konnte die Fahrwassertonne aufgrund hoher Windstärken aus Sicherheitsgründen nicht angefahren werden. Stattdessen führte das Tauch-Team im Sassnitzer Hafen ein Clean-Up durch. Diverse Arten von Müll, einschließlich einer Leiter, eines Kupferrohrs, verschiedener Netze, Taue sowie eines Messingblocks, wurden gefunden, geborgen und werden jetzt ordnungsgemäß entsorgt. Die Fortsetzung der Bergung der Netzteile an der Fahrwassertonne ist derzeit in Planung.
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Alle Beteiligten der aktuellen Geisternetzbergung vor Rügen
Stationen der Aktion "Geisternetz on Tour"
Durch folgende Bundesländer und Landkreise führt die Route von „Geisternetz on Tour“:
- Mecklenburg-Vorpommern: Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald,
Mecklenburgische Seenplatte - Brandenburg: Uckermark, Barnim, Potsdam-Mittelmark
- Berlin
- Sachsen-Anhalt: Wittenberg
- Sachsen: Nordsachsen, Landkreis Leipzig, Zwickau, Vogtlandkreis
- Thüringen: Altenburger Land
- Bayern: Tirschenreuth, Schwandorf, Regensburg, Kelheim, Freising, München
Fotos: Verena Platt-Till / Ralph Kilian / Kevin Burmester
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