„Plötzlich waren wir von unzähligen Finnwalen umgeben“

von | 10. Oktober 2024 | News – Iberisches Meer

Finnwalschutz-Projekt 2024

Die Mitarbeiter des FInnwal-Projekts zogen im August weiter nach Galizien und konnte zahlreiche spannende Entdeckungen in den Gewässern vor der spanischen Küste dokumentieren. Mit außergewöhnlichen Sichtungen und wertvollen Daten verspricht die diesjährige Kampagne neue Erkenntnisse über die faszinierenden Meeresbewohner. Besonders ein Tag wird dem Forschungsteam unserer Projektpartner:innen in Erinnerung bleiben.

Orcas, Thunfische und der Trichter-Effekt

Auf beiden Bildern machen die Orca-Gruppen vor Gibraltar jagd auf Thunfische – jeweils einer wurde gerade erbeutet.

Im August verlegte Capt. Eduard Degollada seinen Fokus nach Galizien, beginnend mit einer Reise von Vilanova i la Geltrú bis in die nordwestlichen Küstengewässer Spaniens. Im Laufe des Monats sichtete das EDMAKTUB-Team zahlreiche Arten von Meeressäugern, darunter Finnwale, gestreifte Delfine, Gemeine Delfine und Atlantische Fleckendelfine. Im Golf von Gibraltar begegnete den Forscher:innen auf ihrem Katamaran „Maktub“ zudem eine Gruppe von Orcas, die dort Thunfische jagten. Der Golf wirkt wie ein Trichter, durch den die Thunfische in den Atlantik ziehen und den Schwertwalen dadurch eine große Chance bieten, schnelle Beute zu machen.

Gruppen von Finnwalen kommen in ihrem Fressgeboet gleichzeitig zum Atmen an die Oberfläche.

Aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen musste die Weiterfahrt nach Galicien über das offene Meer – rund 320 Kilometer von der Küste entfernt – stattfinden. Während der Überfahrt stieß das Team auf zahlreiche Gruppen Atlantischer Fleckendelfine, nur eine Finnwal-Sichtung blieb zunächst aus. Diese erfolgte erst am dritten Tag. Das scheue Tier verschwand allerdings kurze Zeit später. Besser dokumentieren ließ sich kurz vor dem Ziel eine Gruppe von 14 Finnwalen, die etwa 40 Meilen vor Oporto nach Nahrung suchte. Mithilfe von Echoloten konnte EDMAKTUB in diesem Gebiet große Ansammlungen von Krill nachweisen, welche die Nahrungsgrundlage für die Wale darstellen.

Von jetzt auf gleich: 44 Finnwale umgeben den EDMAKTUB-Katamaran

„Nach einem kurzen Aufenthalt an Land unternahmen wir eine zweitägige Expedition und stießen ab einer Tiefe von 160 Metern auf weitere Tiere“, erläutert Beatriu Tort von EDMAKTUB. „Dabei gelang es uns am ersten Tag, zwei wertvolle Kotproben zu sammeln, die wichtige Hinweise auf die Ernährungsgewohnheiten der Wale liefern.“ Der zweite Tag offenbarte sich schließlich als absoluter Glückstag, denn nachdem sich der Nebel aufgelöst hatte, war der Forschungskatamaran plötzlich von unzähligen Finnwalen umgeben, die in unregelmäßigen Mustern umherzogen. Insgesamt konnten 44 Individuen identifiziert werden, die überwiegend in kleinen Gruppen auftraten. „Diese Anzahl von Finnwalen ist enorm – viel mehr als in der vergangenen Saison und mehr, als wir im Mittelmeer gefunden haben“, freut sich Beatriu Tort über die erfolgreiche Expedition. Noch immer ist das Team dabei, das umfangreiche Datenmaterial auszuwerten.

Größenvergleich: Ein Gemeiner Delfin und ein Finnwal schwimmen nebeneinander.

Fotos: EDMAKTUB

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