Taiji: Drastischer Rückgang an Schlachtungen und Gefangennahmen

von | 6. März 2024 | News - Delfine

Schweinswal-Massenstreicheln in der Ostsee bei Grömitz

So verlief die vergangene Delfinjagd-Saison

So wenige Delfine wie noch nie seit der Datenerhebung durch „Dolphin Project“ sind in der zurückliegenden Jagdsaison in Taiji geschlachtet oder gefangen worden. Beispielsweise wurden „lediglich“ 14 Delfine gefangen, die an die Delfinarienindustrie verkauft werden sollen – vor fünf Jahren waren es noch 241 Tiere. Was sind mögliche Gründe für diesen markanten Rückgang?

Rückläufige Jagdergebnisse

Für die Jagdsaison 2023/2024 hatte das japanische Fischereiministerium eine Quote von 1.824 Delfinen festgelegt. Von der Realität ist diese Quote glücklicherweise weit entfernt, schließlich fielen den Fischer:innen zwischen September 2023 bis März 2024 „nur“ 415 Tiere zum Opfer. Dass diese Zahl verglichen mit den Vorjahren verhältnismäßig niedrig ist, sorgt bei jeder Tierschützerin und jedem Tierschützer für kollektives Aufatmen – wobei jeder getötete bzw. in Gefangenschaft genommene Delfin selbstredend einer zu viel ist!

Die Frage nach den Gründen für den Abwärtstrend ist nicht abschließend zu beantworten, da seitens des japanischen Fischereiministeriums kaum Informationen bzw. Daten veröffentlicht werden und als Grundlage in erster Linie die Erhebungen von Ric O’Barrys Organisation „Dolphin Project“ dienen. Diesen ist zu entnehmen, dass vor allem die Zahl der gefangen genommenen Delfine deutlich gesunken ist – von 241 Tieren in der Saison 2018/2019 über 140 Delfine vor drei Jahren bis hin zu aktuell 14 Delfinen. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der geschlachteten Meeressäuger von 556 auf 401.

Quelle: Dolphin Project

Liegt die Lösung in einer Kombination aus mehreren Ursachen?

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Schwer mitanzusehen: Bei der Delfinjagd in Taiji durchleben die Tiere ein Martyrium. 
Video: Dolphin Project

„Dolphin Project“ nennt mehrere Faktoren, die in diesem und in den vorangegangenen Jahren Einfluss auf die Delfinjagd genommen haben könnten. Einerseits ist zu vermuten, dass die jahrelange Ausbeutung der Delfine in diesem Gebiet vor der japanischen Küste zu einem Rückgang der Populationen geführt hat. Auf der anderen Seite könnte das El-Niño-Jahr und/oder der Klimawandel dazu geführt haben, dass sich die Beutefische der Delfine aufgrund von sich verändernden Strömungen oder zu warmen Wassertemperaturen abseits der japanischen Küste bewegen und sich somit auch die Delfine in diesen Gefilden aufhalten.

Sinkende Nachfragen von Konsumenten und der Delfinarienindustrie

Verbrieft ist, dass die Nachfrage nach Delfinfleisch seitens der japanischen Konsumenten in den vergangenen Jahren spürbar abgenommen hat, was mit der starken Quecksilberbelastung der Tiere in Verbindung gebracht werden kann.

Die äußerst geringe Anzahl jener Delfine, die in den vergangenen sechs Monaten gefangengenommen wurden, legt ferner die Vermutung nahe, dass die Nachfrage der Delfinarienindustrie eingebrochen ist. „Dolphin Project“ macht dies auch an dem Umstand fest, dass die Fischer lediglich drei Ausfahrten zu einer Schule an Großen Tümmlern unternommen hätten und dieser rund 60 Individuen umfassenden Gruppe „“ 18 Tiere entnommen haben – vier wurden nach kurzer Zeit wieder in die Freiheit entlassen. Gleichzeitig sind die Anlagen, in denen die Delfine für den äußerst lukrativen Weiterverkauf gehalten werden, prall gefüllt. Vor zwei Jahren wurden in den winzigen Gehegen insgesamt 269 Delfine unterschiedlichster Arten gezählt. Auch befanden sich hier nachweislich Weißseiten- und Fleckendelfine in den Becken, die dort bereits drei Jahre unverkauft gehalten wurden.

Gutaussehende Delfine, vor allem Weibchen, werden bei der Jagd aussortiert, gefangen gehalten, trainiert und abschließend an die Delfinarienindustrie verkauft. (Foto: Screenshot aus dem Dolphin Project-Video “Taiji’s Brutal Dolphin Hunting Season Has Ended“)

Dahingehende Aussagen, dass eine sinkende Nachfrage nach in Gefangenschaft gehaltenen Delfinen existiert, müssen mit großer Vorsicht betrachtet werden, schließlich ist das Delfinarien-Wachstum gerade in China enorm. Zur Verdeutlichung: Vor zwei Jahren wurde gemeldet, dass in der Volksrepublik rund 1.000 Cetaceen ihr Dasein in viel zu kleinen Betonbecken fristen. Nichtsdestotrotz sind die jüngst in Taiji gemachten Beobachtungen definitiv ermutigend.

Protest: Was kann getan werden?

Um gegen die grausame Delfinjagd in Taiji vorzugehen bzw. den eigenen Protest zu äußern, gibt es verschiedene Möglichkeiten: 

  • Auf unserer Website haben wir ein Schreiben mit dem Titel „Stoppt die Delfin-Massaker!“ vorbereitet, das an den japanischen Botschafter adressiert ist. Bitte leitet diesen Protestaufruf nach dem Absenden auch an eure Familie, Freunde und Bekannte weiter.  
  • Den ganzen Monat September über werden friedliche Demos vor japanischen Konsulaten und Botschaften stattfinden, um die Öffentlichkeit aufzuklären und internationalen Widerstand gegen die Delfinjagden in Taiji zum Ausdruck zu bringen. Weitere Infos gibt es auf der Seite von Dolphinproject.com
  • Unterschreibt Petitionen gegen die Delfinjagd wie beispielsweise vom International Marine Mammal Project aus Kalifornien. 
  • Eigentlich selbstverständlich, aber auch an dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass der Besuch von Delfinarien und Aquaparks wie etwa SeaWorld ein No-Go darstellt. Nicht nur werden die Tiere hier unter unwürdigen Bedingungen gehalten, gezüchtet und zur Bespaßung des Publikums missbraucht, auch bedienen sich viele dieser Einrichtungen an den in Taiji gefangenen Delfinen. Würden alle Delfinarien auf der Erde geschlossen werden, könnten wir den japanischen Fischer:innen ihren Absatzmarkt in Windeseile wegnehmen.

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