Durch Militärübung? Zahlreiche tote Schweinswale im niederländischen Wattenmeer

von | 2. September 2021 | News - Delfine

Schweinswal-Massenstreicheln in der Ostsee bei Grömitz

Militärübungen und ungesicherte Altmunitionssprengungen könnten aktuell für den Tod von Dutzenden Schweinswalen verantwortlich sein

Binnen weniger Tage wurden auf der Nordseite der niederländischen Watteninseln Dutzende tote Schweinswale angeschwemmt. Allein auf Ameland sollen bis dato mindestens 26 verstorbene Tiere gefunden worden sein. Der Verein Schweinswale e.V. hat internationale Militärübungen mit Altmunitionssprengungen als Ursache in Verdacht.

Neben den zahlreichen Totfunden im niederländischen Wattenmeer berichtet die Küstenwache, dass noch viele weitere leblose Schweinswale (Phocoenidae) im Wasser treiben. Etliche Wale weisen Hämatome und untypische Löcher auf, wie auf den Fotos deutlich erkennbar ist.

Über die Ursache wird derzeit noch spekuliert; durch Autopsien an der Universität von Utrecht erhofft man sich, die Gründe für das Massensterben herausfinden zu können. Eine Krankheit wird als Ursache ebenso nicht ausgeschlossen wie eine Beeinträchtigungen der Schweinswale durch den Bau eines Windturbinenparks im Wattenmeer. Weitere Experten gehen daher davon aus, dass Altmunitionsprengungen für das Massensterben verantwortlich sind. (Lesen sie auch: Tödliches Schweinswal-Massenstreicheln in Grömitz)

Wurden Maßnahmen zum Schutz der Schweinswale getroffen?

„Für mich gibt es fast keinen Zweifel, dass die internationalen Militärübungen mit Minenräumungen, die dort derzeit durchgeführt werden, die Hauptursache sind“, erklärt Biologin Denise Wenger von Schweinswale e.V. Dazu passt, dass seit 23. August eine großangelegte internationale Minenräumübung nördlich der Watteninseln stattfindet. Als hervorragendes Trainingsumfeld bezeichnet das zuständige Verteidigungsministerium diesen „Übungsplatz“.

In diesem Kontext stellt sich allerdings die Frage, ob Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Lebewesen im Meer getroffen wurden. In der Vergangenheit gab es ähnlich gelagerte Fälle, sodass Tierschützer mittlerweile von rund 5000 toten Schweinswalen allein in niederländischen Gewässern ausgehen.

Einer von 26 toten Schweinswalen am Strand von Ameland.

Wenn die Meeressäuger nicht direkt durch die Minenräumungen getötet werden, gibt es nach Informationen von Schweinswale e.V. noch eine andere Gefahr: Durch die Sprengung können Schweinswale ihr Gehör und damit die Fähigkeit zur Echoortung verlieren. Die Folge: Die Tiere haben keine Möglichkeit mehr ihre Beute zu jagen und verhungern binnen weniger Tage.

Fotos: Mirjam und Andreas Reuland / U. Paff / Schweinswale e.V.

l

Weitere Artikel

Vor Mallorca: Delfinmutter trauert um verstorbenes Jungtier

Zu Wochenanfang sind mehrere Videos in den sozialen Medien aufgetaucht, die ein offensichtlich totes Jungtier in der Bucht von Santa Ponça zeigen. In diesen Aufnahmen ist zu sehen, wie ein erwachsener Delfin das tote Jungtier immer wieder mit seiner Schnauze anstupst. Diese Geste wurde zunächst als Versuch einer Wiederbelebung gedeutet, ist aber vielmehr Bestandteil eines ausgeprägten Trauerverhaltens. Derartige Verhaltensweisen, die an menschliche Trauerreaktionen erinnern, wurden bei Delfinen schon mehrfach dokumentiert.

weiterlesen

Update zum Delfin-Massaker auf den Färöer-Inseln

Das Abschlachten von 1428 Weißseitendelfinen auf den Färöer-Inseln hat 2021 weltweit große Empörung hervorgerufen. Wie reagieren die Färinger auf die Kritik? Gibt es ein Umdenken seitens der Politik? Und welche Aktionen wurden hierzulande gestartet, um gegen Grinds zu protestieren? Auf dieser Seite, die regelmäßig aktualisiert wird, geben wir einen Überblick.

weiterlesen

Schädliche Schallattacken: Vergrämungsgeräte von Aquakulturen bedrohen Schweinswale und andere Meeressäuger

Um die  Nachfrage nach Fisch, Muscheln und anderen „Meeresfrüchten“ zu befriedigen, werden diese weltweit in Aquakulturen gezüchtet. Zum Schutz vor „Plünderung“ durch Schweinswale oder Robben kommen akustische Vergrämungsgeräte zum Einsatz, die allerdings erheblichen Unterwasserlärm verursachen. Die Folgen sind weitreichend und äußerst negativ für die Meeressäuger, wie eine kürzlich vor Schottlands Küste durchgeführte Studie zeigt.

weiterlesen

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!